Kai Brüning, Apo AM und Thomas Vorlicky, Medical Strategy

Gesundheitsaktien 2025: Neue Chancen für die Geldanlage

Der globale Gesundheitssektor gilt als stabiler Fels in volatilen Märkten und bietet auch 2025 gute Aussichten. Die Healthcare- und Biotech-Fondsmanager von Apo Asset Management GmbH und Medical Strategy GmbH geben einen kurzen Überblick, was Anlegerinnen und Anleger erwarten können.

Auch im kommenden Jahr bietet der Gesundheitsmarkt zahlreiche Möglichkeiten für die Geldanlage. Bei den vielen Herausforderungen für die verschiedenen Volkswirtschaften sollte die Tendenz zu weniger zyklischen Sektoren gehen – und da sticht der Gesundheitssektor hervor. Wichtige Faktoren sind zum Beispiel weitere bahnbrechende Innovationen, die fortschreitende Transformation der Gesundheitsversorgung und mögliche Deregulierungsmaßnahmen. Die künftige Gesundheitspolitik der USA – weltweit größter Gesundheitsmarkt – ist zwar noch offen, aber hier sind positive Veränderungen möglich. Welche Gesundheits-Themen könnten die Kurse 2025 besonders prägen?

Jenseits von Adipositas: Der GLP-1-Trend geht weiter

Adipositas-Therapien durch GLP-1-Rezeptor-Agonisten sind nicht nur ein Hype, sondern eine langfristige Revolution. Ursprünglich für Diabetes entwickelt, haben diese Medikamente viel Potenzial, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaf-Apnoe, Fettleber und Demenz. Das erwartete Marktvolumen liegt bei über 120 Mrd. US-Dollar bis 2030 (Quellen Goldman Sachs, Novo Nordisk, Stand 2024). Auch 2025 sind hier viele neue Studienergebnisse zu erwarten. Neben den bekannten Platzhirschen bieten viele weitere, insbesondere kleinere Biotech- und Pharma-Unternehmen interessante Aussichten. Auch Auftragsproduzenten und Zulieferer können davon profitieren.

Neue Therapien: Präzision wird belohnt

Der Kampf gegen Krebs wird 2025 zunehmend präziser und effektiver. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate können die Onkologie weiter verbessern, indem Medikamente gezielt in Krebszellen geschleust und gesunde Zellen verschont werden. Parallel wird an vielen weiteren aussichtsreichen Therapieansätzen geforscht. Das kann nicht nur die Behandlungsergebnisse verbessern, sondern auch neue Investitionsmöglichkeiten schaffen. Laut dem IQVIA Institut steigen die globalen Ausgaben für die Behandlung von Krebserkrankungen in den kommenden Jahren voraussichtlich um mehr als 150 Mrd. US-Dollar auf über 400 Mrd. US-Dollar bis 2028. Auch bei seltenen Erkrankungen, Autoimmun-Erkrankungen oder neurologischen Krankheiten sind weiter große Fortschritte zu erwarten – insbesondere durch die Kombination von Biotechnologie und künstlicher Intelligenz.

KI stärkt Medizintechnik und Dienstleister

Künstliche Intelligenz wird die Gesundheitsbranche weiter transformieren. Von der Diagnostik über die Medikamentenentwicklung bis hin zu personalisierten Therapien: KI sorgt für Effizienzgewinne und eröffnet neue Geschäftsfelder. Medizintechnik-Unternehmen, Klinik-Ketten und Software-Dienstleister können davon profitieren. Nach einer Studie der Bank of America planen etwa 70 Prozent der US-Krankenhaus-Unternehmen für das kommende Jahr deutlich mehr Investitionen. Historisch korrelierte damit eine positive Entwicklung von Medizintechnik-Aktien, welche wir auch für 2025 erwarten.

Mehr Fusionen, Übernahmen und Börsengänge

Das ökonomische Umfeld und die möglichen weiteren Zinssenkungen könnten insbesondere kleine und mittelgroße Gesundheits-Unternehmen (Small und Mid Caps) beflügeln. Diese Unternehmen profitierten auch während der ersten Amtszeit von Donald Trump stärker als ihre größeren Konkurrenten (Large Caps), wenn man die verschiedenen Indizes während dieser Zeit vergleicht. Analysten erwarten auch eine deutliche Zunahme von Fusionen und Übernahmen (M&A). Laut Goldman Sachs dürfte die Zahl dieser Transaktionen im Vergleich zu 2024 um 25 Prozent steigen. Denn die großen Pharma-Unternehmen stehen weiter unter dem großen Druck, ihre absehbar großen Patentabläufe und den möglichen Zwang zu Rabatten durch Zukäufe auszugleichen. Die günstigen Bewertungen kleinerer Pioniere und die historisch hohen Liquiditätsreserven vieler großer Konzerne sprechen ebenfalls dafür. Auch die Zahl der Börsenneulinge aus der Branche dürfte im kommenden Jahr wieder steigen. Für die Geldanlage ist das eine klare Chance, um von wachstumsstarken Small und Mid Caps zu profitieren.

USA: Chancen durch Deregulierung

Sie könnten auch von einer weiteren Deregulierung in den USA profitieren. Die Nominierung von Marty Makary als neuen Chef der Zulassungsbehörde deutet zum Beispiel darauf hin. Das könnte die Zulassungen für neue Medikamente vereinfachen, beschleunigen und Innovationen besonders fördern. Die Nominierungen für weitere Schlüsselpositionen im Gesundheitssystem und die föderale Kompetenzverteilung deuten nicht auf tiefgreifende Veränderungen in der Gesundheitspolitik hin. Der mögliche künftige Gesundheitsminister Robert F. Kennedy äußerte sich zwar kritisch zu Impfstoffen, doch seine Prioritäten liegen augenscheinlich in anderen Bereichen, zum Beispiel Ernährung und Verbraucherschutz. Medikamentenpreise bleiben weiterhin ein Thema, das wir beobachten. Auch hier ist Innovation der Schlüssel für künftiges Wachstum.

Fazit: Neuer Rückenwind für Gesundheitsaktien

2025 verspricht ein spannendes Jahr für Gesundheitsinvestments zu werden. Dafür sprechen nicht nur Trendthemen wie Longevity, GLP-1 und KI, sondern auch die langfristigen strukturellen Wachstumstreiber, etwa die demografische Entwicklung, technologische Fortschritte und bahnbrechende Innovationen. Gleichzeitig schaffen mögliche weitere Leitzinssenkungen und eine moderate Regulierung ein Umfeld, das speziell Small- und Mid-Cap-Unternehmen beflügeln dürfte. Anlegerinnen und Anleger, die diese Trends frühzeitig erkennen und breit diversifizieren, haben die Chance, von einem der interessantesten Sektoren der kommenden Jahre zu profitieren.

Kai Brüning

Kai Brüning ist Senior Portfolio Manager Healthcare der apoAsset. Der Diplom-Kaufmann und DVFA Investment Analyst verfügt über 25 Jahre Investment-Erfahrung im weltweiten Gesundheitsmarkt. Er ist Teil des Management-Teams für die globalen Gesundheitsfonds apo Medical Opportunities, apo Medical Core, apo Digital Health und apo Medical Balance

Thomas Vorlicky

Thomas Vorlicky ist Mitglied der Geschäftsführung der Medical Strategy GmbH. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre übernahm er verschiedene Positionen bei der UniCredit Bank AG – HypoVereinsbank. 2020 wechselte er als Leiter Vertrieb, Marketing und Nachhaltigkeit zur Medical Strategy GmbH, seit 2024 ist er dort Geschäftsführer