Geld allein ist nicht die Lösung

Die vom scheidenden Bundestag beschlossenen Verfassungsänderungen geben trotz der de facto weiterbestehenden Schuldenbremse den künftigen Regierungen weitreichende Verschuldungsmöglichkeiten, die Deutschland in den kommenden Jahren wahrscheinlich in Konflikt mit dem europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt bringen werden. Die zögerliche Inanspruchnahme der neuen EU-Regeln für Rüstungsausgaben in anderen EU-Ländern deutet darauf hin, dass diese die neue deutsche Ausgabenfreude nutzen dürften, um die europäische Verteidigung künftig gemeinschaftlich (mit EU-Bonds) anstatt national zu finanzieren. Damit dies nicht in einer Fehlallokation von Ressourcen in gigantischem Ausmaß endet, braucht es dringend eine Überarbeitung der europäischen Sicherheits- und Beschaffungsarchitektur. Das Gleiche gilt für die deutsche Politik: Ohne weitreichende Strukturreformen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden hunderte von Milliarden geplanter Infrastrukturinvestitionen erst gar nicht umgesetzt werden, geschweige denn das niedrige Potenzialwachstum beleben können.
Reaktionen der Finanzmärkte überzogen
Die Reaktionen der Finanzmärkte auf das deutsche Fiskalpaket – Renditesprung bei langfristigen Bunds und DAX-Hausse – erscheinen daher kurzfristig überzogen. Trotz anhaltenden Gegenwinds durch sich verschärfende globale Handelskriege, der selbst bei einem etwaigen Friedensabkommen in der Ukraine so schnell nicht abflauen dürfte, erwarten wir für 2026 eine Verdoppelung des deutschen BIP-Wachstums auf 1,4 Prozent. Mit steigender Emissionstätigkeit des Bundes dürfte die Rendite der 10-jährigen Bunds auf Sicht von 12 Monaten auf 3,1 Prozent ansteigen und der Dax die Marke von 24.400 erreichen. Branchen, die direkt von den Ausgabenprogrammen profitieren, sollten dabei „outperformen“, während zinssensitive Branchen und gewerbliche Bestandsimmobilien unter Druck geraten dürften