Friedenstaube mit blauem Auge

Erkältete Börsen
Die Börsen zeigen sich verschnupft über die Aktivitäten im Weißen Haus: „Börse bricht mit Trump – zig Milliarden vernichtet“, bringt es Markt und Mittelstand auf den Punkt und das Handelsblatt schreibt lakonisch: „Die Börse bricht mit Trump“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung rät: „Das Depot für unsichere Zeiten wappnen“. Robert Halver gibt sich fast schon alttestamentarisch in seinem Kapitalmarkt-Monitor: „Wall Street vergib ihm, denn er weiß (im Moment) nicht, was er tut“. Der Moment zieht sich. Die EU reagiert auf Trumps Zölle: „EU kündigt Vergeltung für neue US-Zölle an“, heißt es im Spiegel, die Sprache wird martialischer. Das Fahren auf einer Harley mit einer Flasche Bourbon-Whiskey unterm Arm und in der Jeans- statt Motorradhose ist nicht nur gefährlich, sondern wird auch teurer. „EU-Zölle auf Whiskey und Harley“, klärt der Münchner Merkur auf.
Geschlagene Friedenstaube
Eine weiße Friedenstaube mit kriegerischen Wörtern auf dem Körper gebeamt, so macht Focus Money auf. „Krieg“, „Zeitenwende“, „500-Milliarden-Programm“ oder „Putin“ lesen wir in lindgrün auf Brust und Flügel der Taube. Die Sprache wird eindeutig martialischer, wir hatten das schon: „So machen Sie Ihr Depot wehrtüchtig“, heißt es dazu, die „besten Aktien für Wiederaufbau und Rüstung“. Historisch gesehen lief es in Deutschland ja eher umgekehrt, erst kam die Rüstung, dann der Wiederaufbau. Aufgetreppt und aufgesockelt blickt die Statue eines kräftigen Bullen auf uns schwachbrüstige Leser bei Börse Online hernieder: „Die Konjunktur-Profiteure“, heißt es dazu, denn die „neue Regierung muss die Wirtschaft ankurbeln, egal wie“. Mit geliehenen Billionen, wie wir inzwischen wissen. Die Folge: „Die Kurse können nur steigen!“. Nun denn. Ein Zähne fletschender, übergroßer Smiley mit blau geschlagenem Auge grinst uns auf dem Titel von Der Aktionär an. „Keep Buying“, steht groß darunter und wer immer noch nicht weiß, was damit gemeint sein könnte, erfährt es prompt: „Aktienkurse wegen Zoll-Wahnsinn böse verprügelt – clevere Anleger schlagen jetzt zu“. Ein schlagendes Argument, kein Zweifel. Dagegen hebt sich das quasi erholsame Titelbild von Euro am Sonntag wohltuend ab: eine Kaffeetasse, daneben ein Zettel mit Schreibschrift: „25 Aktien für das Leben“.
Überzeugungstäter
Ob Auweia auf Chinesisch Huawei heißt, entzieht sich unserer Kenntnis. Was wir bisher zu wissen glaubten: Europa-Abgeordnete werden einigermaßen großzügig entlohnt und müssen nicht am Hungertuch nagen, während sie über neue Verwaltungsvorschriften und deren Ergänzungen und Ausführungsbestimmungen der Ergänzungen neuer Vorschriften philosophieren. Das Salär scheint aber einigen doch nicht zu reichen, zumindest besteht die Vermutung, dass sie sich haben kaufen lassen: „Bestechungsverdacht – Hat Huawei EU-Abgeordnete gekauft?“, fragt die Süddeutsche Zeitung. Mehr als ein Dutzend Abgeordnete stehen im Verdacht, die Vorwürfe lauten auf Korruption, Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung – die EU ist nicht gemeint. Das Code-Wort der Ermittler lautet: „Generation“. Interessant. Huawei ist wohl für die „aggressive Lobbyarbeit“ bekannt, das klingt zumindest besser als „Beamte schmieren“. Geholfen hat es im Übrigen wenig, Huawei wurde aus dem europäischen 5G-Geschäft ausgeschlossen.