Ulrich Kirstein, Börse München

Das Glück der Erde

Das mit Spannung erwartete Ereignis der Woche waren die Abstimmungen in Bundestag und Bundesrat. Viele Abgeordnete der letzten Legislaturperiode mussten das Ausräumen ihrer Büros unterbrechen, um noch einmal im Reichstagsgebäude zusammenzukommen. Schließlich wurde das Finanz-Paket, das eher ein Finanz-Container ist, von beiden Häusern angenommen.

Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius

Ja oder Nein 

„Bundestag gibt Fiskal-Bazooka frei“, titelt die Börsen-Zeitung, schließlich sollen nicht geringe Summen in die Verteidigung gesteckt werden, da erscheint entsprechendes Vokabular passend. Weshalb das Handelsblatt gleich eine „Historische Rüstungswende“ ausmacht, während die Süddeutsche Zeitung seufzt: „Und sie haben ja gesagt“. In Anbetracht der Ampel müssen wir konstatieren, dass bei politischen Ehen auch schnell wieder nein gesagt wird. Kommen wir zum Positiven: Nummer eins, die EU verschiebt die Zölle auf US-Produkte um zwei Wochen, wer Whiskey schätzt, sollte zugreifen (der hält auch länger, je nach persönlichem Verbrauch): „EU verschiebt Gegenzölle auf US-Produkte“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Kleine Anmerkung: „Gegenzoll“ kennt der Duden nicht, nur einen „Abwehrzoll“, was vielleicht auch passen dürfte. Positives Nummer zwei: Spieglein, Spieglein an der Wand, welche Nation ist die Glücklichste auf der Welt? Sie ist weder im mediterranen Süden angesiedelt noch wurde sie je Fußballweltmeister. Zum achten Mal in Folge sind die Finnen weltweit am zufriedensten, so zumindest der Weltglücksreport, so Der Spiegel: „Oh, wie glücklich sind die Finnen“. An was es liegen könnte? Nur eine Bemerkung: Finnland liegt im Ranking der Bevölkerungsdichte auf Rang 88 von 94 Nationen mit 16,5 Menschen pro Quadratkilometer. Vielleicht ist es hilfreich, wenn man sich aus dem Weg gehen kann?

Bullen und Bären

Vor unserem Börsengebäude in der Hopfenstraße in München stehen Bulle und Bär einigermaßen friedlich vereint. Sie sind nun einmal Symbol für das Auf und Ab der Kurse an der Börse. Nicht sicher sind wir, ob auch eine ganze Bullenherde für den Erfolg an der Börse steht und bestellt haben wir deshalb auch noch keine, aber Börse Online bietet eine solche Stampede auf, die keinen Staub, sondern Geldscheine aufwirbelt. In Erinnerung an manchen Western fällt uns dazu ein, dass das ganz schön gefährlich werden könnte. „Rekordzahlungen 2025 – bis zu 11 % Dividende“, werden als Grund für die aufgehetzte Herde angegeben. Mit „900.000.000.000“ macht Der Aktionär auf, schwarze Nullen auf rotem Grund (umgekehrt hätte uns auch eingeleuchtet), denn es geht zwar um „Mega-Investitionen in Industrie, Infrastruktur, Rüstung“, aber es sind ja schließlich Mega-Schulden. Aus einigen Nullen ragen Dinge wie eine Deutschlandfahne, ein Panzer oder ein ICE und aus einer Null (Vorsicht, keine falschen Analogien!) Friedrich Merz. Einigermaßen trocken zeigt sich das Titelbild von Focus Money: Unten einen Reihe von 100 Euro Scheinen, darüber ein reiner Text: „Mit Dividenden zum zweiten Einkommen“. Allerdings wäre ein erstes Einkommen angebracht, um die notwendigen Grundlagen erwerben zu können. 

Oster(W)Ei

Die Geschichte mit den fehlenden Eiern in den USA hatten wir hier bereits schon verwurstet, ohne groß herumzueiern (siehe Presseschau vom 21.2.). Doch auch ein Ei hat mindestens zwei Enden wie die Wurst, es geht also weiter, schließlich steht Ostern vor der Türe. Und da auch die bunten Eier nicht der Osterhase bringt, sondern immer noch die Henne legt, diese aber unter der Vogelgrippe leidet, wachsen die Sorgen, ob es ausreichend Nachschub gibt oder der Osterhase die Arbeitslosenzahl erhöht. Das Henne-Ei-Problem ist gegenwärtig ziemlich eindeutig zu beantworten: Zu wenig Hennen ergeben zu wenige Eier. „Gibt es eine Eier-Krise in Deutschland?“, fragt die Süddeutsche Zeitung besorgt. Und jetzt will auch noch Donald Trump Eier aus Deutschland haben, ausgerechnet, Zölle hin oder her. Sollten wir sie vorsichtshalber vor ihm verstecken? Weiß der Osterhase Rat? Doch wir werden getröstet: „Wir werden zu Ostern genügend Eier haben“. Sagt wer? Hans-Peter Goldnick, und der ist Präsident des Bundesverbandes Ei e.V. Von diesem wichtigen Organ hatten wir ehrlicherweise bisher noch nie gehört und vermuten nur, dass der Osterhase als Ehrenpräsident fungiert.

Glitzer

Früher war mehr Lametta, der Spruch von Loriot ist zum festen Begriff geworden für eine meist verklärende Rückschau in die Vergangenheit. Nicht zu Lametta, sondern zu Glitzer-Sternchen-Emoji – nicht zu verwechseln mit Gender-Sternchen – greifen viele KI-Unternehmen, quasi um ganz besonders zu „menscheln“. So schreibt Capital: „Irgendwas mit Künstlicher Intelligenz? Glitzer drauf!“ Es geht um Vertrauen schaffen und nicht als kaltherzige Maschine aufzutreten, also schmückt man sich mit emotionalen Zeichen und nicht etwa mit einem kleinen Roboter. Wir erfahren in dem Artikel viel über die Entstehung des Glitzer-Emoji (vor 25 Jahren) und seinen Erfinder (aus Japan). Seit 2022 wird das Emoji weltweit am meisten genutzt. Was es genau bedeutet, kann im Nachschlagewerk „Emojipedia“ nachgelesen werden, das bisher am Zentrum unseres Interesses vorbeiging. Für gewöhnlich werden vor allem Social-Media-Beiträge mit allen möglichen Emojis vollgeklatscht, eine gewisse Nähe zum Erstlesebuch verbreitend, inzwischen schmückt sich auch manche werbliche Mail damit – ein untrügliches Zeichen, sie bedenkenlos löschen zu können. Aber Hauptsache, wir vertrauen der so menschlichen KI, glitzer, glitzer…

Ulrich Kirstein

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München. Er ist seit 2010 bei der Börse beschäftigt, zuvor war der studierte Betriebswirt und Kunsthistoriker u.a. Redakteur und Chef vom Dienst einer überregionalen Wirtschaftszeitung sowie Ausstellungskurator in München. Er ist außerdem Co-Autor von Börse für Dummies, Aktien für Dummies und Börsenpsychologie simplified.