Ausblick deutsche Exporte 2025: ein Jahr wie kein anderes

Kurzfristige Folgen der US-Zölle sind eindeutig, …
Die grundsätzlichen Folgen von Zöllen sind bekannt und werden vor allem den US-Konsumenten treffen: steigende Inflation, sinkendes Realeinkommen und damit zunehmendes Rezessionsrisiko in den USA. Für die übrige Welt und insbesondere für die Euro-Zone und China bedeuten die US-Zölle hingegen Deflationsdruck aufgrund der sinkenden Exportnachfrage. Das weltwirtschaftliche Wachstum wird also von einer breiten Konjunktureintrübung belastet.
Langfristig wird die Angebotsseite der Weltwirtschaft durch eine Abnahme des globalen Produktivitätswachstums beeinträchtigt. Volkswirtschaften schotten sich hinter Zollmauern ab, was zu Fehlallokationen und Ineffizienzen führt. Die Folgen sind ein geringeres globales Potenzialwachstum und damit ein höherer Gleichgewichtszinssatz vor allem in den USA, um den Inflationsdruck im Zaum zu halten. Zudem könnte es in den USA angesichts der enormen Unsicherheiten und sporadischen wirtschaftspolitischen Entscheidungen zu einer kurzfristigen Investitionszurückhaltung kommen – das beträfe lokales sowie globales Kapital.
… doch für eine fundamentale globale Neuordnungen muss mehr passieren
Die Reaktion der Aktienmärkte verdeutlicht die zunehmende Risikoaversion der Investoren angesichts hoher Unsicherheiten. Nur so ist die Achterbahnfahrt der Börsen zu erklären. Es geht dabei nicht nur um kurzfristige Anpassungen der Gewinnerwartungen, sondern auch um eine grundsätzliche Neubewertung langfristiger Wachstumsperspektiven und globaler Risiken. Die Börsen erwarten von den Zollankündigungen anhaltend negative Effekte auf das Weltwachstum. Auch wird bereits das Ende der Ära des Freihandels ausgerufen. Ob dies tatsächlich eintrifft, hängt maßgeblich von den Reaktionen der anderen Länder insbesondere der Handelspartner auf die US-Politik ab. Aktuell entfallen 13 Prozent des Welthandels auf US-Importe. Bleibt es bei US-Zöllen ohne Gegenmaßnahmen kann deshalb nicht von einem globalen Protektionismus gesprochen werden. Reagieren die Handelspartner mit Gegenzöllen, sind auch US-Exporte betroffen, die rd. 20 % des Welthandels ausmachen. Selbst dies ist im Kontext der Sorge um eine neue Welthandelsordnung eine eher überschaubare Größe.
Sollte jedoch China nicht nur mit Zollanhebungen auf US-Güter, sondern auch mit verstärktem Dumping in Drittmärkten wie der EU reagieren, wird dies zu weiteren Verstimmungen führen und den Welthandel durch Handelsbarrieren außerhalb der USA belasten. Ob dies den Beginn einer neuen Ära des globalen Protektionismus und damit eines niedrigen globalen Potenzialwachstums sowie einer höheren Inflation markiert, hängt maßgeblich an den zukünftigen Beziehungen der Länder untereinander. Leider hat China im Gegensatz zur EU den Weg der Konfrontation mit den USA gewählt und Gegenmaßnahmen anstelle von Verhandlungen angekündigt.
Exportausblick 2025: Hohes Risiko vor allem durch globale Konjunktureintrübung
Ein früherer Beitrag der IKB zeigt, dass sich die negativen Folgen für Deutschland durch die US-Zollpolitik vor allem aus den Implikationen des globalen Wirtschaftswachstums ergeben (s. Zukunft des deutschen Exportmodells: Wen interessieren Zölle?). Die Zollanhebung allein wird die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporte zwar belasten. Dieser Einfluss ist jedoch überschaubar – vor allem langfristig und im Umfeld eines wettbewerbsfähigen Standorts. Auch hat der Devisenkurs jahrelang den deutschen Exporten deutliche preisliche Wettbewerbsvorteile durch eine anhaltende Euro-Abwertung beschert.
IKB-Schätzungen zeigen, dass die deutschen Exporte immer weniger von globalem Wachstum profitieren. Hat ein Prozentpunkt globales Wachstum früher zu einem Anstieg der deutschen Ausfuhren um rund vier Prozentpunkte geführt, reduzierte sich dies auf zwei Prozentpunkte in den letzten Jahren. Deutsche Unternehmen haben ihre Standorte global aufgestellt und bedienen ihre globale Nachfrage zunehmend aus internationaler Produktion. So hat sich die Abhängigkeit deutscher Exporte vom globalen Wachstum reduziert, allerdings aus den falschen Gründen: Im Fokus stand eine Investitionsverlagerung ins Ausland und keine Produktivitätssteigerungen und damit Angebotsausweitungen am deutschen Standort. Was heißt dies nun alles im Umfeld der erratischen US-Politik für den Exportausblick 2025?
Exporte werden auch im Jahr 2025 schrumpfen
Jüngste Befürchtungen deuten auf einen Rückgang des globalen BIP-Wachstums um bis zu einem Prozentpunkt hin, der einer Weltrezession gleichkäme. Gleichzeitig würden die effektiven Zölle um 15 Prozentpunkte steigen. Mit einem Exportanteil in die USA von 10 Prozent entspricht dies einem preislichen Wettbewerbsverlust der gesamten deutschen Exporte von 1,5 Prozentpunkten. Folgende Szenarien wurden bewertet:
- Ursprungsszenario: Die Weltwirtschaft wächst im Jahr 2025 um 2,5 Prozent. Es werden keine Veränderung im preislichen Wettbewerb durch Zölle oder Devisenkursveränderungen angenommen.
- Szenario 1: Es wird nur der Zolleinfluss durch eine Aufwertung des realen effektiven Wechselkurses von 1,5 Prozent angenommen, was als konservativ einzuschätzen ist. Denn die Zölle werden die US-Inflation erhöhen und die preislichen Wettbewerbsverluste deutscher Exporte teilweise neutralisieren.
- Szenario 2: Zusätzlich zum Zolleinfluss wird ein Rückgang des Weltwachstums um einen Prozentpunkt angenommen, was eine Weltrezession widerspiegelt.
Der preisliche Wettbewerbsverlust wird sich relativieren, da Zölle nicht jedes Jahr angehoben werden. Auch sollte sich das globale Wachstum wieder etwas erholen, wodurch der langfristige Einfluss geringer ausfällt. Zudem überschätzt das Modell für die letzten Jahren konstant das Exportwachstum um rund 0,7 Prozentpunkte pro Jahr. Dies kann u. a. durch Marktpenetration chinesischer Anbieter oder eine beschleunigte Abwanderung bzw. Angebotsreduktion am Standort Deutschland erklärt werden. Also: Selbst bei unverändertem Weltwachstum steht das deutsche Exportwachstum aufgrund der chinesischen Exportpolitik oder einer beschleunigten Abwanderung unter Druck. Diese 0,7 Prozentpunkte könnten sich im Falle einer Weltrezession, fehlender lokaler Reformen und einer aggressiven chinesischen Exportpolitik weiter erhöhen.
Deutschland hat es in der Hand
In Deutschland ist kurzfristig keine Stimmungsaufhellung zu erwarten, wie es das ifo Geschäftsklima jüngst angedeutet hat. Investitionsvorhaben werden infolge von hoher Unsicherheit und weiterhin mauer Konjunkturerwartungen verschoben. Denn selbst bei moderateren Zöllen hat sich der grundsätzliche Ausblick eingetrübt, und die Exporte werden im Jahr 2025 erneut zurückgehen.
Entscheidend ist, dass die Angebotsseite der deutschen Wirtschaft auf die globalen Unsicherheiten und möglichen preislichen Wettbewerbsverluste reagiert. Im Fokus stehen die bekannten Herausforderungen wie hohe Lohnkosten, zunehmende Steuerlast und Planungsunsicherheit. Es ist mehr denn je an der Zeit, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu verbessern, um der Fremdbestimmung durch die globale Nachfrageabhängigkeit und den preislichen Wettbewerbsverlust durch Zölle zu trotzen. Aktuell besteht die Gefahr, dass die Angebots- und Nachfrageseite der deutschen Wirtschaft die Deindustrialisierung auch in diesem Jahr vorantreiben könnte.
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