Polina Kurdyavko, RBC BlueBay Asset Management

2025: Was wird mit Schwellenländeranleihen?

Schwellenländeranleihen in Hartwährung zeigten 2024 bislang eine starke Wertentwicklung – anders als Lokalwährungspapiere, die leichte Verluste verzeichneten. Wie wird es 2025 weitergehen? Wir blicken auf die Aussichten im kommenden Jahr.

 

Polina Kurdyavko, RBC Blue Bay AM

In gewisser Weise lief 2024 ganz ähnlich wie 2023, was die Performance von Hartwährungsanleihen in den Schwellenländern angeht: Die Renditen liegen auf Indexbasis bisher im hohen einstelligen Bereich – vergleichbar mit den Renditen der Anlageklasse im vergangenen Jahr. Allerdings war die Outperformance in diesem Jahr wesentlich ausgeprägter.

Zu Beginn des Jahres rechneten wir mit einer Ausfallquote von Null für Staatsanleihen der Schwellenländer und einer unterdurchschnittlichen Ausfallquote für Unternehmensanleihen. Diese Vorhersage wird sich höchstwahrscheinlich bewahrheiten. Zugleich verlief die Entwicklung in bestimmten Segmenten der Schwellenländer ganz anders – insbesondere bei Lokalwährungen.

Im vergangenen Jahr schnitten die Indizes in Landeswährung besser ab als die Indizes in Hartwährung. In diesem Jahr haben sie sich hingegen leicht negativ entwickelt. Das ist im Großen und Ganzen auf die Schwäche der Währungen zurückzuführen. An sich ist das nicht überraschend, wenn man die Erwartungen im Vorfeld und den Ausgang der US-Wahlen bedenkt, die die Währungen der Schwellenländer gegenüber dem US-Dollar ins Hintertreffen gebracht haben.

Ausfallquote dürfte niedrig bleiben

Blickt man auf das Jahr 2025 und betrachtet die Kursentwicklung von Vermögenswerten nach den US-Wahlen, so reagierten Hartwährungsanleihen aus den Schwellenländern recht verhalten. Wir gehen davon aus, dass die Ausfallquote bei Staatsanleihen auch im nächsten Jahr sehr nahe bei Null liegen wird. Bei Unternehmensanleihen rechnen wir mit einer Ausfallquote unter dem historischen Durchschnitt von 3,5 Prozent. Wir erwarten, dass die Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar an Boden verlieren werden.

In Mittel- und Osteuropa dagegen halten wir eine geldpolitische Lockerung der Zentralbanken für wahrscheinlicher. Aus regionaler Sicht bevorzugen wir daher Lateinamerika gegenüber Osteuropa bei der Positionierung in Schwellenländerwährungen. Bei den Zinsen sind wir der Meinung, dass sich eine Long-Position in den Schwellenländern in Mittel- und Osteuropa als vorteilhaft erweisen könnte. Die dortigen Zentralbanken haben mehr Anreize, ihre Geldpolitik zur Stützung des Wachstums zu lockern.

Das geopolitische Risiko ist in den letzten Jahren gestiegen und die Marktteilnehmer machen sich zu Recht Sorgen über dessen Auswirkungen auf Risikoanlagen. Während die US-Außenpolitik zu größerer Volatilität führen könnte, würde eine mögliche Lösung der aktuellen Konflikte die globalen Märkte stabilisieren, die Stimmung verbessern und insbesondere den Schwellenländern zugutekommen.

Länder mit freundlicheren Beziehungen zur Trump-Regierung wie Argentinien, El Salvador und Russland könnten zu den Gewinnern gehören. Die Situation zwischen Israel und der Hisbollah sowie der Hamas ist weit komplizierter. Es könnte jedoch sein, dass wir in den nächsten sechs Monaten eine Abnahme der geopolitischen Risiken erleben. Dies würde sich auf die aktuell erhöhten Rohstoffpreise auswirken. Unserer Ansicht nach könnte es zu einer Entkopplung kommen zwischen dem Ölpreis, der sich tatsächlich normalisieren könnte, und den Preisen für andere Metalle und seltene Mineralien, die weiterhin hoch bleiben könnten. Das würde sich dann in unserer Portfoliokonstruktion widerspiegeln.

Polina Kurdyavko

Polina Kurdyavko ist Head of Emerging Market Debt bei RBC BlueBay Asset Management und Co-Portfoliomanagerin des BlueBay Emerging Market Unconstrained Bond Fund.