MAX-ONE und die Spezialisten
MAX-ONE ist das elektronische Handelssystem der Börse München, das 2003 eingeführt und 2015 komplett überarbeitet wurde. MAX-ONE ermöglicht einen vollautomatisierten und effizienten Handel, bei dem Kauf- und Verkaufsaufträge direkt miteinander abgeglichen und zum bestmöglichen Preis ausgeführt werden. Der automatisierte Handel wird durch die Einbindung von spezialisierten Maklern (auch Skontroführer oder Spezialisten genannt) ergänzt. Diese Spezialisten können gegebenenfalls eingreifen, um eine optimale Orderabwicklung zu gewährleisten, z.B., indem sie bei niedrigeren Handelsvolumina Liquidität spenden.
Spreads und Liquiditätsgarantien
Im Spezialistenmodell stellen die Skontroführer Baader Bank AG und mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG Geld- und Briefkurse (Quotes) für die von ihnen betreuten Wertpapiere. Nach Eingabe einer Order durch einen Handelsteilnehmer wird deren Ausführbarkeit gegen den Quote des Spezialisten bzw. eine gegenläufige Order durch das Handelssystem geprüft und es kommt zur Ausführung.
Für die an der Börse München gehandelten Wertpapiergattungen Aktien, Fonds und Anleihen gibt es Anforderungen an die Maximal-Spreads und Liquiditätsgarantien, um eine hohe Preisqualität sicherzustellen. Diese werden auf der Website der Börse München bei Eingabe der WKN oder ISIN angezeigt. Abweichungen hiervon sind nur ausnahmsweise zulässig, etwa wenn bei einzelnen Wertpapieren vorübergehend oder dauerhaft eine besondere Komplexität besteht. Die konkreten Anforderungen an die Quotierung finden sich in den Ausführungsbestimmungen (dort unter §10).
Preisfindung – Bestausführungsprinzip (Best Execution) und Referenzmarkt
An der Börse München gilt für die Preisfeststellung das Bestausführungsprinzip (Best-Execution). Danach ist eine ausführbare Order mindestens zu dem Kurs auszuführen, den der eingebende Handelsteilnehmer auch am Referenzmarkt unter Berücksichtigung der üblichen Gebühren erzielt hätte. Dabei werden auch Markttiefe und das verfügbare Handelsvolumen an den Referenzmärkten mit berücksichtigt.
Als Referenzmarkt wird der Markt herangezogen, an dem in einem bestimmten Zeitfenster regelmäßig die besten Ergebnisse erzielt werden können. Für viele deutsche Aktien ist dies Xetra, für ausländische Aktien in der Regel der Heimatmarkt.
Ist der Quote mit Liquiditätsgarantie in MAX-ONE für den Handelsteilnehmer sogar besser als am Referenzmarkt, so wird die Order zum Quote ausgeführt. Alle Aufträge werden dabei grundsätzlich unverzüglich ausgeführt. Teilausführungen der Aufträge sollen vermieden werden, um Kosten und Risiken für Anleger zu reduzieren.
Unabhängige Handelsüberwachung
Die Handelsüberwachungsstelle (HüSt) ist ein unabhängiges Organ der öffentlich-rechtlichen Börse München. Sie ist mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, nicht weisungsgebunden und untersteht direkt der Börsenaufsichtsbehörde. Diese Unabhängigkeit ist von zentraler Bedeutung, da die HüSt jede ausgeführte Order auf die Einhaltung des Regelwerks – insbesondere des Bestausführungsprinzips – überprüft. Dafür verwendet sie eigene Überwachungstools und eine Vielzahl von Daten-, Informations- und Nachrichtenquellen. Daneben ist sie Beschwerdestelle für Kunden und Handelsteilnehmer und geht Verdachtsfällen, z.B. bei Marktpreismanipulationen, nach. Zu den Ansprechpartnern der Handelsüberwachung
Marktsteuerung
Die Abteilung Marktsteuerung der Börse München ist verantwortlich für die Überwachung und Steuerung des Handels sowie die Pflege des Handelssystems, um eine optimale Orderausführung und den reibungslosen Handel zu gewährleisten. Sie arbeitet eng mit der Handelsüberwachungsstelle zusammen. Bei technischen Problemen oder extremen Marktbewegungen greift die Marktsteuerung ein, um z.B. den Handel auszusetzen oder anzupassen und so die Marktintegrität zu bewahren. Die Marktsteuerung steht zudem in regelmäßigem Kontakt mit den Spezialisten und Handelsteilnehmern und überwacht die Funktionalität des Handelssystems, um Handelsprozesse zu optimieren und Probleme schnell zu lösen. Zu den Ansprechpartnern der Marktsteuerung
Ordertypen
Neben Technik, Regelwerk, Handelsüberwachung, Marktsteuerung und den Spezialisten bestimmen das Produktspektrum und die angebotenen Ordertypen die Leistungsfähigkeit der Börse München.
Neben unlimitierten Kauf- und Verkauforders (Market-Orders) gibt es eine Vielzahl von Ordertypen, die für die Umsetzung von Handelsstrategien zur Verfügung stehen, indem sie z.B. Verluste reduzieren helfen. Dazu zählen vor allem limitierte Kauf- und Verkaufsorders wie auch Stop Buy- und Stop Loss-Orders (mit und ohne Limit), sog. Trailing-Stop-Orders sowie OCO-Orders (One-Cancels-Other-Orders).